Montag, 28. Oktober 2013
Mittwoch, 5. Juni 2013
Die Arbeit im Dörfchen
Hola Hola!
Saludos aus Alcala,
bald neigt sich mein Jahr hier in Bolivien dem
Ende zu und ich konnte viele tolle Erfahrungen sammeln, die ich mein Leben lang
nicht vergessen werde.
Bevor ich nochmal auf große Reise gehe und
schlussendlich wieder im Flugzeug nach Deutschland sitze, möchte ich Euch aber
noch meinen Arbeitsalltag, der die letzte Zeit nach meinem vorherigem
Blogeintrag dominiert hat, kurz beschreiben.
Montag:
Die Woche fängt für mich in dem kleinen, ganz
in der Nähe liegenden Kindergarten an. Früh morgens werden ca. acht bis zehn wirklich
kleine Kinder von ihren Eltern vorbeigebracht. Diese stürzen sich sofort auf
die Spielgeräte, räumen die Regale bzw. Kisten aus und beanspruchen das
vorhandene Mobiliar. Damit die Situation nicht eskaliert, lassen die (zum Glück
vorhandene) Erzieherin und ich uns immer wieder Beschäftigungen für die Kiddis
einfallen, wie puzzeln, basteln oder bauen…
Da das Lernen von Namen noch etwas schwer
fällt, werde ich von den Kindern liebevoll „Tio!“ (Onkel) genannt. Richtig gut
Spanisch habe ich erst gelernt, als ich erstens die verschiedenen Gestiken,
Mimiken und vor allem Wortfetzen entziffern musste und zweitens von den
winzigen braunen Augen auf die andauernde Frage, was ein bestimmter Gegenstand
sei bzw. welche Funktion es habe, zu ausgiebig-erklärten Antworten gezwungen wurde.
Nachdem die Erzieherin gekocht hat und mich
mit den Kindern, in letzter Zeit ohne jegliche Probleme, alleine gelassen hat,
räumen alle gemeinsam auf und waschen danach die Hände, während sie das Essen
serviert. Das Mittagessen ist immer wieder ein Erlebnis, dabei schlecht
einzuschätzen ist, ob mehr auf den Boden oder schlussendlich im Mund gelangt.
Lustig ist es allemal und helfen tu ich natürlich auch gerne. Allgemein macht
mir die Arbeit dort sehr viel Spaß. Kleine Kinder können mehr anstrengen, aber
auch mehr ermuntern als man denkt. Nebenbei sind mir die Kleinen doch auch sehr
ans Herz gewachsen!
Dienstag:
Sehr früh aufstehen ist angesagt: Dienstags
gehe ich nach „Naranjos“, ein Außenbezirk Alcalas mit einer kleinen Schule, die
insgesamt elf Schüler, unterteilt in vier Familien, zählt. Zwei Stunden braucht
man für den Weg hin. Glücklich kann man sich jedoch schätzen, wenn man hinten
auf einem Pickup oder einem kleinem Laster mitgenommen wird. Von „mala suerte“
(Unglück) kann man sprechen, wenn die nicht asphaltierte Piste unbefahren
bleibt und man an diesem Tag ganze vier Stunden läuft.
In der Schule muss sich eine Lehrerin um
Schüler der ersten bis hin zur sechsten Klasse kümmern. Dass ich sie dienstags
mit den Kindern der fünften und sechsten Klasse entlasten kann, ist sie mir
sehr dankbar.
So gebe ich jeden Dienstag dort
Englischunterricht, bereite diesen auch alleine vor, besorge Materialien und
versuche, so gut wie es geht, diese zu vermitteln. Die Kinder sind erstaunlich
aufmerksam, machen gut mit und lernen schnell. Wenigstens eine kleine
Grundkenntnis ist es möglich
beizubringen. Außerdem ist es schön und interessant für die Kinder, die doch
sehr eingeschränkte Möglichkeiten auf dem Land haben, etwas anderes
kennenzulernen, sei es eine neue internationale Sprache oder unsere Kultur,
nach der ich öfters gefragt werde.
Mittwoch/Donnerstag:
An diesen Tagen muss ich für den Hinweg nicht
mehr so weit laufen, aber wenn ich angekommen bin umso mehr. Sport unterrichten
macht mir besonders Spaß in der örtlichen Schule, die insgesamt (Vergleiche mit
den Außenschulen!) 200 Schüler zählt. Drei Klassen jeweils zu 1,5 Stunden hat
man an einem Tag auszupowern. Erstaunlich diszipliniert ist der Unterricht, so
ist es Pflicht eine Sportmontur sprich rotes T-Shirt, blaue Hose und Turnschuhe
zutragen. Jedesmal wird sich in einer Reihe aufgestellt, durchgezählt und nur
mit einer lauten klaren Stimme dem Sportlehrer Edson einen Wunsch geäußert.
Witz fehlt trotzdem in seinem Unterricht nicht, was einen guten Trainer
ausmacht. Deshalb besuche ich nachmittags des Öfteren seine angebotenen
Sportkurse, auch mit welchen in meinem Alter.
Mit dem Sportprofe verstehe ich mich sehr gut.
Er gibt mir oft das Vertrauen alleine zu unterrichten oder einzelne Übungen
vorzumachen. Nicht selten stehe ich dann alleine vor 30 motivierten
Erstklässlern. Mit den allmählich verinnerlichten Tricks jedoch kein Problem
mehr diese zu kontrollieren, Übungen zu zeigen und am Ende ohne Chaos ein
bisschen Fußball zu kicken.
Mittlerweile kennt die gesamte Schule dich mit
Namen, sodass häufig dieser, auch in der Freizeit, durch die Straßen Alcalas in
hohen Kinderstimmen klingt.
Freitag:
An diesem Tag fahre ich in den Außenbezirk
„Kaspicancha“. Ja, ich fahre, denn der Lehrer besitzt ein eigenes Auto, sodass
mir der diesmal 6 stündige Weg hin und wieder zurück erspart bleibt. Auf der
Rückbank gequetscht mit einigen anderen Campesinos (Bauern), Cholitas und/oder
irgendwelcher Tiere lässt sich doch die Stunde Fahrt gut ertragen. Immer wieder
nett den Gesprächen zuzuhören und wenn der Lehrer Elvis Presley oder die
Beatles auflegt durch die schönen, bergigen, leeren Landschaften zu heizen.
Verlassen auf einem Hügel steht dort die
Schule, die Kinder erwarten uns schon vor dem Tor und begrüßen uns aufgeregt.
Auch dort gebe ich Englischunterricht und das klappt genauso gut. Der Lehrer
lässt mich mit der ganzen Schule in Ruhe arbeiten und in den Pausen geselle ich
mich zu ihm, wir essen und reden ein bisschen gemeinsam.
Nicht nur die lieben Kinder und der
ausgesprochen nette Lehrer machen diesen Einsatzort für mich zu dem der besten,
sondern auch die Ruhe und Abgeschiedenheit vom Rest Alcalas. Zudem liegt der
Einsatzort in einer wunderschönen Landschaft!
Nach dem Unterricht fahren wir zurück, halten
an ein paar Bauernhöfen, werden auf Essen eingeladen, gucken uns Felder und
Tiere an und reden mit den Landbewohnern Alcalas. Immer wieder ein schönes Ende
der Arbeitswoche.
Samstag/Sonntag:
Wenn ich nicht in die Hauptstadt Sucre reise
oder nicht andere freizeitliche Aktivitäten anstehen, holt uns unser Gastvater
und Verantwortlicher Don an einem Samstag und gerne auch mal an Sonntagen aus
dem Bett, denn „es gibt immer was zutun!“. So helfen ich und ein mit
Freiwilliger öfters im Garten, hacken, jäten und pflanzen. Mal streichen wir
Zimmer, schweißen, werken, verbessern und belohnen uns daher nicht selten am
Abend mit einem ordentlichem, natürlich selbstgeschweißtem, Grill und einem
Bierchen, obwohl ich mittlerweile ein
deutsches kühles Bier sehr vermisse!!!
Soweit so gut, ich melde mich nach der Reise
wieder und hofft auf beeindruckende Fotos, die ich dann sobald wie möglich hier
teilen werde.
Simon
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